Anfang April 2023 war es soweit: das neue Forschungsprojekte der Stadtwerke Saarlouis wurde von Seiten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) positiv beschieden. Ziel des Projekts ist es, die gemeinschaftliche Teilhabe und Nutzung erneuerbarer Energien von Bürger*innen zu erleichtern.
Die Erzeugung von Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien mittels Bürgerenergieprojekten ist ein wichtiger Baustein der Energiewende. Nach der EU-Richtlinie RED II sollen zukünftig sogenannte „Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften“ (EE-Gemeinschaften) von Bürger*innen, KMU und öffentlichen Einrichtungen gegründet werden können, die die in Ihren Anlagen erzeugte Energie gemeinschaftlich verbrauchen – auch an unterschiedlichen Standorten. Dies ist derzeit in Deutschland jedoch nicht so einfach möglich, denn es bedeutet über die öffentlichen Netze bspw. Strom aus erneuerbaren Energien wie Wind, Photovoltaik (PV), Bioenergie, Wasserkraft usw. zu teilen.
Bereits heute existieren in Deutschland eine Vielzahl von Energiegemeinschaften zur Erzeugung von Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien. Beispiele hierfür sind die zahlreichen (Bürger-)Energiegenossenschaften . Für diese ist jedoch der Stromaustausch unter Mitgliedern grundsätzlich nur dann möglich, wenn die Gemeinschaft alle Pflichten eines Energieversorgers (Verkauf von Stromlieferverträgen) nach dem Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) erfüllt. Insbesondere der möglichst unkomplizierte Eigenverbrauch des gemeinschaftlich erzeugten Stroms wird so für Bürgerenergieprojekte erschwert.
Im neuen Forschungsprojekt „ModellEEGe“ sollen daher in ausgewählten Quartieren im Versorgungsgebiet der Stadtwerke Saarlouis unter umfangreicher Beteiligung künftiger, möglicher Akteur*innen umsetzungsreife Modelle für eine weitgehend bürgerschaftlich organisierte, lokale Strom- und Wärmeversorgung auf der Basis von erneuerbaren Energien und Sharing-Konzepten entwickelt werden. Eine EE-Gemeinschaft ist nicht vorrangig gewinnorientiert, sondern soll Ihren Mitgliedern ökologische, wirtschaftliche oder sozialgemeinschaftliche Vorteile bringen. Auch für Quartiersbewohner, die keine Möglichkeit haben, eine PV-Anlage zu betreiben bzw. zu finanzieren, besteht so die Möglichkeit auf mehr Teilhabe an der Energiewende. Die Ergebnisse und die im Rahmen des Projekts erarbeiteten Materialien , Tools etc. werden über geeignete Plattformen der Allgemeinheit zur Nutzung zur Verfügung gestellt.
Das Projektkonsortium hofft, während der dreijährigen Projektlaufzeit zeigen zu können, dass mit EE-Gemeinschaften nachbarschaftliche Bürgerenergieprojekte einen wichtigen Beitrag zu Energiewende und Versorgungssicherheit in ganz Deutschland leisten können. Denn durch die aktive Einbindung und Vorteile für die betroffenen Bürger*innen vor Ort, werden Potenziale erschlossen, die wahrscheinlich bislang in dieser Form nicht existieren. Als Vorbild kann Österreich benannt werden, wo bereits EE-Gemeinschaften auf lokaler und regionaler Ebene umgesetzt werden, wie in der Infografik dargestellt.
Weitere Projektpartner sind neben den Stadtwerken Saarlouis das IZES (Institut für ZukunftsEnergie- und Stoffsysteme) als Konsortialführer und die Arge Solar. Die htw saar und die Anwaltskanzlei von Bredow Valentin Herz unterstützen das Projektkonsortium in technischen und regulatorischen Fragestellungen. Zudem beteiligen sich 14 weitere strategische Partner aus ganz Deutschland aus dem Umfeld von Stadtwerken, Wohnungsbaugesellschaften und Bürgerenergiegenossenschaften am Projekt.
Kontakt Stadtwerke Saarlouis:
Guillem Tänzer / Dr. Christian Braun, innovation@swsls.de
Kontakt Leitung Projektkonsortium (IZES):
Barbara Dröschel, droeschel@izes.de
Finanziert wird das Projekt aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK).
Quelle Bild: Österreichische Koordinationsstelle für Energiegemeinschaften im Klima- und Energiefonds